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Einstieg + Begriffsklärung (Grundlegende Fragen)
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--- Thema: Einstieg + Begriffsklärung (Grundlegende Fragen) (/thread-8058.html)
Einstieg + Begriffsklärung (Grundlegende Fragen) - VaterZeit - 29.08.2012
Hallo,
ich bin neu in der Handy-Welt auf dem Gebiet der Anwendungen/Apps/Betriebssystem/Grafischen Oberflächen usw. und habe mein (recht altes) Handy demnach nur zum smsen + telefonieren benutzt .
Nun habe mir ein gebrauchtes Samsung Omnia2 besorgt, das ich für den Anfang nutzen möchte, um in die moderne Handywelt einzusteigen.
Vorab:
Vielleicht lässt sich dieses Thema etwas systematischer Ausfüllen, um auch anderen Einsteigern den Einstieg in diese bunte Welt zu erleichtern und sie zentral über die wichtigsten Begriffe und Zusammenhänge aufzuklären.
Als kleine Computer können Handys nunmehr für alles mögliche benutzt werden.
Wie ich mittlerweile überall im Internet lese, gibt es für ein Handy bzgl. Software zahlreiche
- Anwendungen/Apps
- Betriebssysteme
- grafischen Oberflächen
- Treiber
- Feature Packs / Update Packs
- und andere "tolle Sachen", die mir nichts sagen.
Mir stellen sich daher so einige grundlegende Fragen, die ich weiter unten stellen möchte. Denn es scheint, dass ein Handy nicht so einfach zu "installieren" und warten ist wie einst. Vielmehr sieht es für mich so aus, als würde das vom normalen PC her bekannte Chaos hinsichtlich
- Versionen (der o.g. Software-Teile)
- Kompatibilität (Anwendungen/Apps <-> Betriebssystem/GUI <-> Hardware)
nun auch in der Handywelt zu finden sein: vielleicht noch stärker ausgeprägt als im PC-Bereich (oder meine Wahrnehmung
von aktuellen Handys ist nicht korrekt) !?
Da ich von der Struktur und vom Innenleben von Handys keine Ahnung habe, liege ich mit der folgendne Vermutung vielleicht falsch:
aber man könnte sagen bei Handys als "kleine PCs" sind
- Telefonie
- SMS-Fähigkeiten
nur eine Neben-Funktion ? Zumindest sehe ich das so wenn ich überall lese, dass ein Handy über Software und Betriebssysteme
gesteuert wird und die App-Entwicklung ein Milliardengeschäft ist, dass immer weiter wächst.
Liege ich somit richtig in der Annahme, dass ein Handy in puncto Software aus zahlreichen separaten Systemprogrammen (Betriebssystem + GUI +
andere Programme) besteht, die wie auf einem PC gehandhabt und gegeneinander "einzeln" oder in Paketen "Updates" aktualisiert und ausgetauscht
werden können ?
Nun zu einigen grundlegenden Fragen. (Wenn ich von "aktualisieren" spreche, meine ich auch "installieren" und umgekehrt - je nach Kontext).
Bitte antwortet nicht mit Verweisen auf Einzel-Themen im Forum, denn in den einzelnen Beiträgen geht es um Detail-Dinge, die ich eh nicht
verstehe .
1)
Wie kann man Handys bzw. deren Software aktualisieren und was genau wird aktualisiert, wenn man sein Handy über die mitgelieferte
CD aktualisiert ?
Kürzlich habe ich nämlich gelesen, dass die Telefon-Steuer-Software (= Telefon-Anwendung) aktualisiert wird, nicht aber das Betriebssystem und die GUI.
2)
Kann man auf ein Handy unterschiedliche Betriebssystem-Verionen (bspw. Windows Mobile 6.1/6.5/usw.) installieren ?
Und wenn das geht, ist die Installation so einfach wie auf einem PC (CD rein und Anweisungen folgen) ?
Muss man etwas bestimmtes / grundlegendes beachten ?
3)
Kann man auf ein Handy ganz unterschiedliche Betriebssysteme installieren (bspw. Android <-> Windows Mobile) ?
4)
Wo bekommt man die Betriebssyteme her?
Sind Betriebssysteme kostenfrei erhältlich ? (wahrscheinlich kann ich mir diese Frage auch selbst beantworten)
5)
Wie sieht es mit der Installation der einzelnen Softwareteile aus (GUI, Dienste, usw.):
- Sind diese frei erhältlich ?
- Wo bekommt man sie her ?
- Muss etwas bestimmtes beachtet werden ?
6)
Was hat es mit RAM, ROM, Massenspeicher auf sich:
- Was davon ist welchem Softwareteil (Betriebssystem, Anwendungen, GUI, usw.) vorbehalten ?
- Oder kann man die Softwareteile beliebig installieren ?
7)
Was hat es mit dem folgenden Begriffen auf sich
- flashen ?
- Falsh-Files
- vorgefertigte ROMs
- Firmware
8 )
Im Zusammenhang mit den o.g. Begriffen habe ich auch immer wieder gelesen, dass es unterschieliche (Daten-)Kabel-Typen gibt.
Wie kann man sich denn diese Unterschiede erklären bzw. wieso kann man nicht mit einem einzigen Kabel alles machen: letztendlich ist
ein Kabel immer gleich gebaut, da es in die vorgesehene Buchse passen muss (Anzahl Leitungen usw.) ?
Re: Einstieg + Begriffsklärung (Grundlegende Fragen) - [ExiTuS] - 29.08.2012
Hi und Willkommen im Forum,
das sind eine menge Fragen, einige Antworten dazu sind trivial andere könnten recht umfangreich werden.
Im Prinzip liegst du mit deinem anfänglichen Vermutungen völlig richtig! Heute ist ein Mobiltelefone keine Telefon mehr sondern ein vollwertiger Computer, mit exakt selber Kern-Architektur. Natürlich sind Computer und Handy in der Dimension und den Ressourcen/Peripherie unterschiedlich.
Etwas zweckmäßige Werbung: All diese Fragen, werden in meinem Buch "Nokia - Mobiltelefone im Detail" ( https://nokiaport.de/buch ) beschrieben. Hier geht es genau darum, haarfein zu beschreiben, wie ein Mobiltelefon funktioniert, von der tiefsten Hardware bis hin zur höchst liegenden Software.
Nun zu deinen Fragen.
1:
Für ein Update wird eine Software benötigt, die in der Lage ist das Telefon zu aktualisieren, d.h. einen Zugriff auf den Speicher im Telefon herzustellen und Teile der Software zu überschreiben. Die CD beinhaltet also keine Updates, sondern nur die Hilfssoftware dazu.
Bei einem Update schaltet sich das Telefon in einem bestimmten Service-Modus, damit ein Beschreiben möglich wird.
Ein Update besteht nur aus sog. "Delta"-Dateien. Dies sind nur blockweise Änderungen der Firmware, die übertragen werden. Man kan es nicht vergleichen, wie Windows neu zu installieren, sondern einfach wie einzelne Dateien auzutauschen.
2:
In der Regel nein!
3:
Das Betriebssystem ist an die Hardware angepasst, dazu gehören der Betriebssystem-Kernel inkl. HAL (Hardware Abstraction Layer), der schon die Schnittstelle zwischen Bauteilen (Chips, Controller, etc) und der Software herstellt - vergleichbar mit Treibern für den PC.
Ein mobiles Betriebssystem ist meist nur für die Hardware ausgelegt, auf der es auch laufen soll. Theoretisch wäre es möglich, auf verschiedenen Telefonen unterschiedliche Betriebssysteme zu installieren, doch das entspräche die Programmwahl einer Waschmaschine auf die einer Geschirrspülmaschine zu transferieren
4:
Nein, in der Regel nicht, es sei denn es ist als Open Source freigegeben. Ein ältere Version des Betriebssystems Symbian ist zum Beispiel als Quelltext erhältlich. Ansonsten hüten die Hersteller natürlich die Betriebssysteme. Man hat nur die Möglichkeiten sich die Firmware (Betriebssystem inkl. der Software-Komponenten) für ein Update oder einen größeren Versionssprung herunterzuladen, um sie auf dem Telefon zu installieren (mittels o.g. Software).
5:
Firmware ist als Oberbegriff der Kern-Software anzusehen. Darunter fallen Betriebssystem inkl. Benutzeroberfläche, vor-integrierte Softwareanwendungen. Viele Software ist bereits Bestandteil der Firmware und kann nicht ohne Aufwand manuell geändert, installiert werden. Die Benutzeroberfläche lässt sich allerdings durch weitere Anwendungen (Themen, Apps, etc) beeinflussen, weil das Betriebssystem daraus auf solche persönlichen Anpassungen ausgelegt ist. Eigene Software wird über "Apps" nachinstalliert, schlicht wie die Installation von Programmen auf dem Computer.
6:
RAM = Arbeitsspeicher, wie beim PC. Alle fundamentalen Elemente der Firmware, die zur Laufzeit ausgeführt werden, sowie alle laufenden Anwendungen werden in den Arbeitsspeicher gelegt und von dort aus ausgeführt.
ROM = Flash-EEPROM = Telefonspeicher = Die "Festplatte" eines Telefons. Das ist der Speicher, in dem die Firmware und alle Software liegt. Hiermit wird meist der Systemspeicher gemeint mit begrenztem Zugriff durch den Nutzer.
Massenspeicher = zusätzlicher ROM = Speicherweiterung = Vergleichbar mit einer "zweiten Festplatte", die einfach die Kapazität erhöht. Eine Speicherkarte könnte man auch dazu zählen, nur dass sie nicht fest im Telefon verbaut ist.
Eigene Software kann man wahlweise im Telefonspeicher oder auch im Massenspeicher installieren, je nachdem, wie man seinen Speicher verwenden/auslasten möchte. Besser wäre es natürlich den größeren Massenspeicher für Installationen zu nutzen, da der Telefonspeicher meist recht gering ausfällt.
7:
Flashen = Beschreiben eines Speicherbausteins. Also ein Firmware-Update bezeichnet man ebenfalls als Flash-Vorgang.
Flash-Files = So nennt man die Firmware-Pakete, mit denen man sein Telefon aktualisiert. Der Begriff ist etwas älter, da damals meist nur zwei Firmware-Pakete verwendet wurden: 1. Das Betriebssystem, 2. Sprachpakete für unterschiedliche Regionen. Heute bestehen Flash-Files aus diversen einzelnen Paketen (Betriebssystem, vorinstallierter Benutzer-Content, Konfigurationsdateien, Massenspeicher-Abbilder, und vieles mehr.)
Vorgefertigte ROMs = Kann man unterschiedlich interpretieren. Hierbei handelt es sich wohl um selbst angepasst Abbilder von z.b. dem Massenspeicher, in denen Inhalte angepasst, verändert oder gelöscht wurden. Ein ROM in diesem Sinne wäre einfach ein Abbild, ein Image eines Laufwerks.
Firmware = oben bereits erklärt.
8:
Einerseits ja, anderseits nein! Erst einmal gibt es unterschiedliche Schnittstellen am Telefon. Heutzutage freut man sich über eine USB-Buchse. Hier ist das Prinzip bei allen gleich, USB ist standardisiert. Aber die Telefone haben meist unter dem Akku oder sonst wo eine proprietäre Service-Schnittstelle, mit der man auch direkt auf die Hardware des Geräts zugreifen kann, wie z.b. auf den Speicher und/oder für bestimmte Diagnosefunktionen. USB funktioniert nur, wenn das Telefon hochgefahren ist, weil erst dann die Treiber für die USB-Schnittstelle auch geladen werden. Ohne USB-Treiber kann das Telefon nichts mit einem USB-Kabel anfangen. Dann kommen ganz andere Protokolle zum Einsatz und man hat auch im ausgeschalteten Zustand Möglichkeiten, von denen man als Endanwender nichts ahnt.
Für den Nutzer reicht USB heute völlig aus, egal ob für Software-Installationen, Datentransfer oder Sync.
"Damals" als USB am Telefon noch kein Standard war, hatte man nur diese Serviceschnittstellen, an denen man bestimmte (für das Telefon und der Bauform angepasste) Kabeladapter anschließen musste. Manche tiefgreifenden Service-Funktionen lassen sich auch nicht über USB ausführen, so dass man nach wie vor einen Kabeladapter benötigt, der an das jeweilige Telefon angesteckt werden kann.
Und selbst, wenn ein Kabel gleich aussieht und die Pins passen, heißt es keinesfalls, dass es Standard ist und alles funktionieren. Bei heutigen Telefonen kann selbst die USB-Buchse auf eine Service-Funktion mit eigenen Protokollen umschalten, die mit USB nichts mehr zu tun haben.
Ich hoffe etwas Licht ins Dunkle gebracht zu haben
Grüße
[ExiTuS]
Re: Einstieg + Begriffsklärung (Grundlegende Fragen) - snake12 - 24.09.2012
Woow Exitus, krass dass du alle diese Fragen beantwortet hast. Das war mir teilweise auch eine große Hilfe.
Liebe Grüße